Tag 6

 

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Ein Zettel, ein Stift und ein brühend heißer Sommer. Drei Zutaten, die sich zur Altersvorsorge für Mel Tormé und Robert Wells, vermengten.

Der damals 20 jährige Tormé hatte 1945 schon viele glanzvolle Momente erlebt. Er wuchs in einem Künstlerumfeld auf, trat schon mit 4 Jahren als Sänger in einem bekannten Orchester auf und wurde wie zum Beispiel Samy Davis Junior als Kinderstar im Radio gefeiert. Gesang blieb nicht sein einziges ausgelebtes Talent, er spielte diverse Instrumente und fühlte sich dem Schauspiel verbunden. 1943 spielte er eine Rolle neben Frank Sinatra. Bis 1996, da war er 71, war sein Leben so kreativ und selbstbestimmt, wie man es sich nur wünschen kann. Filme, Plattenproduktionen, Zusammenarbeit mit interessanten Künstlern, einfach ein glamouröses Leben. Dass Mel Torme sich so frei bewegen konnte, in dieser doch nicht ganz populären Jazz-Szene für die er sich immer wieder entschieden hatte, liegt vermutlich an einem sehr heißen Sommertag im Jahr 1945.

Torme besucht seinen Freund Robert Wells und klopft an die Tür. Die beiden arbeiten seit kurzem zusammen, schreiben Songs und Filmmusik, sie sind sich vertraut. Als Wells nicht auf das Klopfen reagiert, betritt der junge Tormé die Wohnung. Die Fenster sind geöffnet, kein Lüftchen weht, es ist heiß. Er geht ans Klavier. Auf einem Zettel steht „Kastanien werden über dem Feuer geröstet. Väterchen Frost zwickt in deine Nase. Weihnachtslieder werden von einem Chor gesungen. Und die Leute sehen aus wie Eskimos.“

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